Salzburg Museum: Problematische Objekte Online

Projekt zum Umgang mit Produkten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in den Sammlungen des Salzburg Museum – Inventarisierung, Online-Sammlung und mehr

Salzburg Museum: Problematische Objekte Online

English Summary

The Salzburg Museum is currently digitising its collection of over 700,000 objects. The online publication of such numbers requires a correct and time-efficient handling of "problematic objects", museum artefacts that represent products/evidence of e.g racism, colonialism, antisemitism, sexism. The project team records relevant entries in the museum database, does background-checks and contextualises individually. Problematic terms are linked to a glossary that provides further information.

Projektbeschreibung

Problematische Objekte im Salzburg Museum Als moderne Einrichtung der Forschung, Bewahrung und des Wissenstransfers hat sich das Salzburg Museum die digitale Inventarisierung und Sichtbarmachung seiner gesamten Sammlungen von über 700.000 Objekten zum Ziel gesetzt. Die Onlineveröffentlichung solcher Objektzahlen fordert einen korrekten und zeiteffizienten Umgang mit sogenannten „problematischen Objekten“, Museumsobjekten, die in erster Linie Produkte oder Zeugnisse einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit darstellen.

Dazu zählen Objekte, die einer stereotypisierenden, herabwürdigenden, kolonial-eurozentrischen (Bild-)Tradition entstammen und/oder mit entsprechenden Begriffen bezeichnet wurden. Objekte, die Teil nationalistischer oder nationalsozialistischer Propaganda sind. Objekte, die sich gegen (ehemals) marginalisierte Menschengruppen richten. Dazu kommen Objekte, die gemäß sammlungshistorischer Traditionen oder Unbedarftheit aus eurozentrischer bis abwertender Perspektive, mit überkommenen Begriffen, nach stereotypisierenden Kategorien etc. beschrieben wurden und werden. Zusammengefasst geht es um Sammlungsobjekte und deren Beschreibungstexte, konkret also um Datensätze in der Online-Datenbank, die aufgrund ihres Inhalts nicht ohne erläuternden Kontext unkontrolliert im Netz zur Verfügung gestellt werden können, aber gerade aufgrund unseres Bildungsauftrags auch online sichtbar gemacht werden sollten.

Maßnahmen

Um den sensiblen Umgang mit problematischen Objekten in der Online-Datenbank zu gewährleisten, werden entsprechende Datensätze durch das Projektteam in der Museumsdatenbank gesammelt, anschließend mit den Sammlungsleiter_innen auf die jeweilige Problematik hin überprüft und im Beschreibungstext individuell kontextualisiert. Gemeinsam wird entschieden, ob problematische Begriffe aufgrund geschichtswissenschaftlicher Notwendigkeit (z. B. Begriff ohne Alternativen, originaler Werktitel) beibehalten werden sollten. Nach gründlicher Prüfung werden alle entsprechenden Online-Datensätze sprachsensibel formuliert und kommentiert zur Verfügung gestellt. Beibehaltene problematische Begriffe werden mit einem Glossar verlinkt, das eine weitere Kontextualisierung bereithält. Die Glossartexte werden ständig erweitert und erneuert.

Ziel und Chancen

Das Salzburg Museum sieht in dieser Strategie die folgenden Chancen: An der maximalen Sichtbarmachung der Sammlung kann festgehalten werden und die Verzerrung des Blicks auf die Salzburger Geschichte – auch des Rassismus und der Diskriminierung – wird umgangen. Gleichzeitig wird durch sensible Kontextualisierung ein Problembewusstsein um diese Geschichte, ihre Objekte und Worte sowie ihre Wirkungsmechanismen bis in die heutige Zeit vertieft. Das Salzburg Museum setzt damit ein Zeichen für moderne, integrative Museumsarbeit. Die im Rahmen des Digitalisierungsprojekts erarbeiteten Inhalte (z. B. Glossar) kommen heute auch im Ausstellungs- und Vermittlungsbetrieb zur Anwendung.

Beteiligte Personen

Projektleitung Alexandra Hylla M.A.
Projektmitarbeit, Leitung Sammlung Online Mag. Markus Schwellensattl

beteiligte Personen

Institutionen

Kategorie

online Sammlung

Schlagworte

Sexismus, Rassismus, Kunstgeschichte dekolonisieren, Othering, Wissenschaftsgeschichte, öffentlich, LGBTQI+-Feindlichkeit, Nationalsozialismus, Europa, Kolonialismus, Bild und Bildwerk, Mittelalter, Homophobie, Neuzeit, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Künstler, Museum, Eurozentrismus, Diskriminierung, Antiziganismus, Antisemitismus, Bildwissenschaft, Ableismus, Digital Humanities, Kunstgeschichte, Fotografie, Kunstgewerbe, Malerei, Architektur, Bildhauerei, Design, Druckgrafik